Der alte Schreibtisch
Dresden, am 25. Januar 2025 im Gemeindesaal des Forum Hoffnung: Auf der Bühne steht ein alter Schreibtisch. Was der Besucher zu Beginn noch nicht weiß, dieser Tisch gehörte einmal Sabine Ball, jener Amerikanerin, die nach dem Zusammenbruch der DDR nach Dresden kam, um sich um die verlorenen Kinder der Neustadt zu kümmern. Und noch immer erzählt man sich an diesem Tisch Geschichten, in denen das Leben und der Glaube zu Wort kommen.
Eine Musikerin voller Mut und Menschenliebe
Sarah Brendel, Jahrgang 1975, geboren in Hannover, ist Musikerin mit Leib und Seele und lebt in der Nähe von Dresden. Sie hat ein Buch über ihr Leben geschrieben, dass von Siegen und Niederlagen, aber vor allem von Begegnungen erzählt. Dabei ist so eine Buchlesung kein Selbstläufer. Die Autorin öffnet sich ihrem Publikum, macht sich verletzbar, kommt ins Gespräch und singt zwischendurch immer wieder Lieder, die zu ihren Geschichten passen. Über zwei Stunden wird die Veranstaltung am Ende gehen, Zeit, die wie im Flug vergeht.
Man staunt, was alles in ein halbes Jahrhundert Leben passt. Und merkt sehr schnell, dass Sarah Brendel nicht nur Musikerin ist, sondern ein Mensch voller Träume, Mut und Menschenliebe. Davon getrieben geht sie zu den Menschen, die auf der Straße oder im Gefängnis leben. Sie sieht die Verlorenen, die in ihren Schlafsäcken unter den Brücken für die meisten von uns unerkannt liegen, bringt ihnen einen Kaffee vorbei und verschenkt auch mal ihren Mantel. Sie singt für die Hoffnungslosen hinter Gittern (auch in Afrika!) und teilt das Leid der Verlorenen in den Flüchtlingscamps dieser Welt.
Menschen bei ihrem Namen nennen
Bei all ihren Begegnungen sind Sarah Brendel Namen wichtig, danach fragt sie die Menschen, denen sie begegnet, immer zuerst. Namen geben Identität, reißen die Gescheiterten aus ihrer Anonymität, bauen Brücken. Auf diesen Brücken erzählt und singt sie dann von sich, von ihrer Hoffnung und von dem Einen, dessen Namen für sie der Ausdruck aller Hoffnung ist – Jesus. Tief berührt gehen die meisten Besucher an diesem Abend nach Hause, der alte Schreibtisch von Sabine Ball ist wieder um ein paar Geschichten reicher…
„Das Kleinste ist nicht zu klein“ heißt die Lesung mit Musik-Tour, die immer noch läuft. Wer Sarah Brendel nicht selbst erleben kann, dem sei das gleichnamige Buch, erschienen bei SCM, wärmstens empfohlen.